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Ausdauersport zur Verzögerung von Alterungsprozessen

Ausdauersport könnte mehr zu einem gesünderen Älterwerden beitragen als Kraftsport.
Belege hierfür fanden sich jetzt bei gesunden, zuvor nicht sportlich aktiven Nichtrauchern mittleren Alters, nachdem diese ein halbes Jahr lang intensiv trainiert hatten. Dies berichtet jetzt das European Heart Journal mit Verweis auf Forschungsergebnisse an der Universität Leipzig und der Universität des Saarlandes (1).

124 Freiwillige unterzogen sich einer sechsmonatigen Studie zur Beantwortung der Frage, inwieweit Sport Alterungsprozesse verzögern kann. Als Marker der Zellalterung wurden Veränderungen der Telomerlänge herangezogen. Telomere, die Kappen an den Enden von Chromosomen, verkürzen sich bei jeder Zellteilung. Ihre Länge sowie die Aktivität des Telomerase-Enzyms, welches für eine vollständige und fehlerfreie Teilung der DNA verantwortlich ist, lassen daher Rückschlüsse auf das Altern zu.

Die Studienteilnehmer, die vor Beginn der Studie nicht sportlich aktiv gewesen waren, wurden in vier Teams eingeteilt. Eine erste Gruppe absolvierte dreimal in der Woche ein 45-minütiges Lauf- oder Walkingtraining bis zu einem Anstieg der Herzfrequenz auf 60 % des persönlichen Maximums. Eine zweite Gruppe wechselte im Sinne eines Intervalltrainings in der gleichen Zeit nach je vier Minuten zwischen schnellen und langsameren Laufen und Walken. Eine dritte Gruppe trainierte die Muskelkraft an acht verschiedenen Geräten, während die vierte Gruppe weiterhin auf Sport verzichtete. Erwartungsgemäß konnten alle sportlich Aktiven ihre körperliche Fitness verbessern und die maximale Sauerstoffzufuhr im Blut vergrößern.

Die Telomere veränderten sich in Abhängigkeit von der Sportart allerdings unterschiedlich. In beiden Lauf-/Walkinggruppen hatten sich die Telomere um 3,3 bis 3,5 % verlängert, die Telomerase-Aktivität wurde im Vergleich zum Studienbeginn verdoppelt. Hingegen konnte in der Krafttraining-Gruppe weder eine erhöhte Telomerase-Aktivität noch eine Verlängerung der Telomere gemessen werden. Somit konnte das Krafttraining die Zellalterung ebenso wenig verzögern wie eine Sportabstinenz.

Eine mögliche Erklärung für diese unterschiedlichen Effekte ergab sich aus der Detailuntersuchung des Zellstoffwechsels. So wurde das zellwandschützende Enzym Stickstoffmonoxid-Synthase durch den Ausdauersport aktiviert, nicht aber durch das Krafttraining. Ob es eine direkte Verbindung zwischen einer veränderten Telomeraktivität und dem Schutz vor Herz- und Gefäßerkrankungen gibt oder ob primär aerobe Effekte auschlaggebend sind, wird derzeit kontrovers diskutiert (2).


Zum Weiterlesen

1) C.M. Werner et al. (2018): Differential effects of endurance, interval, and resistance training on telomerase activity and telomere length in a randomized, controlled study. In: European Heart Journal, Vol. 40, Nr. 1, Nr. 34–46. Online unter https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehy585

2) K. Stellos und I. Spyridopoulos (2019): Exercise, telomerase activity and cardiovascular disease prevention. In: European Heart Journal, Vol. 40, Nr. 1, S. 47–49. Online unter https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehy707

Assmann-Stiftung für Prävention (2016): Mit dem Fahrrad dem Herzinfarkt davon radeln. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/mit-dem-fahrrad-dem-herzinfarkt-davonradeln-140/